Bericht 2024: Ein Jahr mit vielen Umbrüchen

        

Liebe Mitglieder, Ehrenamtliche, Freundinnen und Freunde unseres Vereins,

zuallererst möchten wir Euch danken. Ohne Euch, den unermüdlichen Mitgliedern, ehrenamtlichen Helfer:innen und großzügigen Freund:innen, bestand eine Weile die reale Möglichkeit der Auflösung des Vereins.

Mit unserem Bericht über das vergangene Jahr sind wir daher diesmal ein bisschen spät dran. Wir haben 2024 einen großen Teil unserer Aktivitäten und Zeit in die Neuaufstellung der SonntagsDialoge investieren müssen. Trotz allem ist aber dank Euch der Betrieb fast ungestört weiter gegangen

Der alte Vorstand, der nach vielen intensiven und erfolgreichen Jahren der Arbeit schon seit längerem eine Nachfolgeregelung gesucht hatte, wurde im letzten Jahr seinen Wünschen entsprechend abgelöst. Die aus der Vereinsführung ausgeschiedenen Gründungsmitglieder Regine Norden, Heidi Näpflein und Barbara Albert bleiben uns aber weiterhin verbunden und werden uns mit ihrem Wissen und ihrem Netzwerk auch künftig tatkräftig unterstützen.

Die bisherigen Vorständinnen: Heidi Näpflein, Regine Norden und Barbara Albert

Ein neuer Vorstand tritt in große Fußstapfen

Wer ehrenamtlich tätig ist, weiß, wieviel Arbeit und Einsatz mit solchen Funktionen verbunden ist. Daher ist es umso höher einzuschätzen, dass wir neue, engagierte Personen für den Vorstand gewinnen konnten, die jetzt seit Ende Oktober 2024 im Amt sind. Im Januar 2025 konnte endlich auch ein neuer Kassenführer auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gewählt werden. Unterstützt werden die Vorsitzenden von 7 Beisitzer:innen, von denen sich die meisten bereits seit längerem ehrenamtlich für den Verein engagieren.  Besonders glücklich sind wir darüber, dass wir zunehmend auch aus dem Kreis der Migrant:innen Aktive für diese Ämter gewinnen konnten. Das zeigt uns, dass wir mit unserer Arbeit erfolgreich sind.

Und so setzt sich unser neuer Vorstand zusammen:

Christian Weihsbach (1. Vorsitzender)
Yusuf Türk (2 .Vorsitzender)
Ulrich Rutter (Kassenführer)
Beisitzer: Anja Evers (Ausflüge), Shahab Sirousi (Ausflüge, Veranstaltungen), Eva Zarnack (Koordinatorin Deutsch), Jürgen Henning (Fahrradselbsthilfewerkstatt und -Verleih), Petra Cain (Öffentlichkeitsarbeit), Oleksandra Schneider (Öffentlichkeitsarbeit), Kaja Becker (Büroteam)

                 

Der neue Vorstand                                                                      und Ulli der neue Kassenführer seit Januar

 

Auch 2024 war die Sprachhilfe Deutsch ein Anker

Die ersten Kontakte von Migrant:innen mit dem Verein kommen überwiegend über unsere Sprachhilfeangebote zustande, die von Eva seit vielen Jahren koordiniert und weiterentwickelt werden. Hier bieten knapp 40 ehrenamtliche Sprachhelfer:innen Gruppen- oder Einzelunterricht an.  Die Sprachhelfer:innen treffen sich regelmäßig, um sich auszutauschen. Auch monatliche Treffen in der VHS zu Themen der Sprachvermittlung sowie Supervision werden von Eva organisiert.

Treffen von Sprachhelfer:innen im Dezember 2024

Wir freuen uns, dass wir über Kontakte zu e-punkt und durch die Ehrenamtsmesse im Herbst 2024 weitere Interessent:innen für die Sprachhilfe gewinnen konnten, die zum Teil bereits aktiv sind. Bemerkenswert und ganz im Sinn der Vereinsidee arbeiten inzwischen 4 Sprachkräfte mit Migrationshintergrund als Sprachhelfer:innen.

Die seit Mai 2024 eingeführten Online-Anmeldungen haben sich nach einem anfänglichen Riesen–Boom an Anfragen inzwischen auf hohem Niveau stabilisiert und erleichtern seitdem durch die gezielte Kanalisierung der Anmeldeströme  spürbar den Anmeldeablauf.

Seit Mai sind über 200! Anmeldungen durchgelaufen, von denen ein Großteil der Anfragenden vermittelt werden konnte.

    Sprachhilfe im Verein und anderswo

Als eigenständiger Bereich hat sich die Unterstützung in der medizinischen Fachsprache fest etabliert. Die bestehenden drei medizinischen Fachsprachengruppen, darunter eine mit Schwerpunkt Zahnmedizin, haben im vergangenen Jahr 30 Ärztinnen und Ärzte und 5 Beschäftigte aus anderen medizinischen Berufen insbesondere in den Themen Anamnese Gespräche, Arztberichte und medizinische Fachbegriffe geschult.

Wie bereits erwähnt, ist die Sprachhilfe meist der erste Anlaufpunkt und über diesen Einstieg wollen wir künftig noch gezielter auch alle unsere anderen Unterstützungsangebote und Integrationsprojekte an die Migrant:innen herantragen. Unser Ziel ist es – neben der Unterstützung bei der Integration – möglichst viele der Migrant:innen zu einer aktiven Mitarbeit in unserem Verein zu motivieren und sukzessive selbst Beratungen und Integrationshilfe zu übernehmen.

Wer darüber mehr wissen möchte, sollte sich unbedingt die Erfolgsgeschichten einiger Migrantinn/en auf unserer Homepage ansehen.

Unser Büroteam konnte sich mit Hilfe von Fördergeldern neu aufstellen

Glücklicherweise gelingt es uns immer wieder, neue Ehrenamtler:innen für unsere Arbeit zu begeistern und auch auf der Spenderseite konnten wir erfreuliche Erfolge erzielen, die uns erlaubt haben, unsere Projekte im Jahr 2024 zu finanzieren und weiterzuentwickeln.

Es ist uns erstmalig im Jahr 2024 gelungen, eine Förderung der Possehl Stiftung für zwei auf 1 Jahr befristete Minijobstellen ab September bzw. November für unser Büroteam zu bekommen. Darauf sind wir sehr stolz, denn das hilft uns sehr, mehr Struktur in die zwischenzeitlich stark gewachsenen administrativen Anforderungen zu bekommen.

Die beiden Stellen sind von Svitlana und Ala besetzt, die bereits im
Vorfeld ehrenamtlich für den Verein tätig waren. Svitlana hatte darüber hinaus aufgrund ihres vorher bei uns im Büro absolvierten mehrmonatigen Praktikums bereits umfangreiche Erfahrungen bei den Bürotätigkeiten.

Dazu kommen noch weitere Ehrenamtler:innen – zunehmend aus dem Kreis der Migrant:innen – die das Büroteam zuverlässig unterstützen.

Seitdem geht es mit „Siebenmeilenstiefeln“ voran.

Die Organisation des Büroteams ist für uns ein besonders gutes Beispiel für gelebte und gelungene Integration. Alle, die hier arbeiten und einen Migrationshintergrund haben, wurden von uns sprachlich und auch in vielen weiteren Themen geschult und unterstützt und geben uns dafür jetzt einen Teil ihrer Zeit und Unterstützung zum Wohle des Vereins zurück. Und wir haben es auch mit sehr unterschiedlichen Ursprungsnationalitäten zu tun, die sehr praktisch demonstrieren, wie internationale Integration und Zusammenarbeit funktionieren können.                       Svitlana und Ala

  und weitere Unterstützer des Büroteams

Ist es da ein Wunder, dass wir uns ein bisschen wie eine (zugegebenermaßen sehr groß gewordene) Familie fühlen?

Unser Fahrradverleih und unsere Fahrradselbsthilfewerkstatt

Unser zweites großes Integrationsprojekt, der Zweckbetrieb Fahrradverleih, hat sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Dass wir leider im Jahr 2024 in den Einnahmen etwas unter denen im Jahr 2023 lagen, hatte mit dem Wetter zu tun. Aber wir haben auch festgestellt, dass wir uns hier organisierter aufstellen müssen. Nicht immer einfach, weil wir  ausschließlich auf  Ehrenamtler:innen zurückgreifen können.

Das gesamte Verleihteam, die Mitglieder der Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt und das Büroteam haben durch unermüdlichen Einsatz und trotz schwieriger Dienstplanung dafür gesorgt, dass wir mit dem Zweckbetrieb unsere Miete finanzieren konnten, insbesondere Alex, der den Alltagsbetrieb ab Sommer maßgeblich mit in Schwung gehalten hat.

    

Fahrräder werden für den erneuten Einsatz vorbereitet

Alex ist einer der Migranten, die ursprünglich von uns unterstützt wurden und der seinen Dank dafür mit einem außerordentlichen Verantwortungsbewusstsein ausgedrückt hat. Für 2025 steht Alex uns leider nur noch als Trainer und Ratgeber zur Verfügung, denn inzwischen ist er glücklicherweise  in einem festen Arbeitsverhältnis. Wir möchten Alex an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für seinen riesen Einsatz beim Fahrradverleih in der vergangenen Zeit danken.

Unsere Fahrradselbsthilfewerkstatt stand dem Fahrradverleih wie schon in den Vorjahren bei technischen Problemen zur Verfügung. Darüber hinaus erfreute sich die Selbsthilfewerkstatt in der Astrid-Lindgren-Schule unveränderter Beliebtheit und wurde auch im Jahr 2024 gut genutzt. Jürgen und Henning stehen gerne mit Rat und Tat und einem breiten Angebot von Ersatzteilen zur Verfügung, wenn technischer Support benötigt wird. Es wäre schön, wenn es gelänge, ein paar mehr Aktive aus dem Kreis der Jugendlichen für die Arbeit in der Werkstatt zu gewinnen.

Veranstaltungen und Ausflüge

Auch im Jahr 2024 fanden viele Veranstaltungen, kleinere und größere Feste, Ausflüge und sportliche Events statt, oft organisiert von Anja und Shahab, die im Detail auf unserer Homepage nachzulesen sind. Schaut unbedingt einmal rein!

 

Unsere Marathonstaffel

Beim Lübeck Marathon 2024 erreichte das engagierte Team der SonntagsDialoge Platz 18 von 168 Teams. Nicht nur die Läufer sind stolz auf diesen Erfolg!

Hervorheben möchten wir die Teilnahme am Dialog mit der Kunsthalle St. Annen im Zusammenhang mit den Ausstellungen „Hello Lübeck“ und „Extra Time“ und die „Kreativ-Workshops“, die im ersten Halbjahr 2024 in der Kunsthalle stattfanden und von Zugewanderten abgehalten wurden, die wir vermitteln konnten.

      

Workshop in der Kunsthalle St. Annen          Besuch der Ausstellungen „Hello Lübeck“ und „Extra Time“

Gut entwickelt hat sich auch die Zusammenarbeit mit der Kulturtafel in Lübeck, von ihr haben wir für verschiedene Kulturevents wie schon in den vergangenen Jahren Freikarten bekommen, die wir an Interessierte weitergeben konnten.

Ein letztes Highlight war im Dezember 2024 der Weihnachtsmarktstand auf dem Schrangen, der von fleißigen, Ehrenamtlern trotz Frierens einen Tag lang betreut wurde. Wir haben selbstgebackene Spezialitäten angeboten und exklusive, handgearbeitete Weihnachtskugeln, die besonderen Anklang fanden. Allen Mitwirkenden, die sich bei diesem sehr intensiven Projekt beteiligt haben können wir nur sagen: Hut ab, das war eine gelungene Aktion!

     

Auf dem Weihnachtsmarkt

Ausblick

Der Verein ist seit seiner Gründung im Jahr 2017 stark gewachsen. Wir betreuen inzwischen bis zu 400 Migrantinn/en mit bis zu 60 Ehrenamtler/innen und werden in der Öffentlichkeit und bei Kooperationspartnern wie z.B. VHS, dem Job Center, der Gemeindediakonie etc.  zunehmend mehr wahrgenommen.

Damit verbunden ist aber auch eine stark gestiegene Komplexität. Es ist eine Herausforderung, unsere Arbeitsprozesse und Verantwortlichkeiten übersichtlich und strukturiert weiterzuentwickeln, ohne den Fokus auf das zu verlieren, was unser Vereinszweck ist und uns am meisten Spaß macht: Menschen mit Migrationshintergrund bei der Integration praktisch, lösungsorientiert und schnell zu unterstützen.

Es ist unser festes Ziel, die Erfolgsgeschichte der SonntagsDialoge fortzusetzen und wir freuen uns, wenn Ihr uns weiterhin dabei unterstützt.

Wir danken Euch für eure Hilfe im letzten Jahr und freuen uns auf das nächste Jahr gemeinsam mit Euch!

Herzlichst, euer Vorstandsteam!