Seit zweiunddreißig Jahren schon schmückt der „Auseinandersetzer“, eine 2.60m hohe Marmorskulptur des seit 1985 in Lübeck ansässigen Bildhauers Guillermo Steinbrüggen die Nordermole in Travemünde. Für die Segler und die Passagiere der zahlreichen Fährschiffe, die täglich entlang der Mole ein- und auslaufen, ist sie das erste Lübecker Wahrzeichen.
Der „Auseinandersetzer“ wurde der Stadt von einem Konsortium Lübecker Reeder geschenkt. Wind und Wetter, Algen und Moose, Exkremente von Möwen und anderen Seevögeln haben der Skulptur über die Jahre eine unappetitliche, moosgrüne Patina gegeben. Es wurde wirklich Zeit, sie zu reinigen. Unter der Aufsicht des Bildhauers und mit seiner Hilfe, gut ausgerüstet mit einem Gerüst, Handschuhen und Putzwerkzeugen haben Mohammad, Ahmed, Sirous, Mahi und Homayoun in mehrstündiger Arbeit die Spuren der Zeit so gut wie möglich beseitigt.
Die Helfer sind alle ehrenamtlich im Verein SonntagsDialoge e.V. in Lübeck aktiv. Sie waren auch trotz des neblig kühlen Wetters gern bereit, Guillermo Steinbrüggen bei dieser Aktion Hilfestellung zu leisten.
Das entspricht dem Prinzip des „Gebens und Nehmens“, wie es im Verein praktiziert wird. Wenn Geflüchtete oder zugewanderte Menschen, die auf der Suche nach Sprachunterstützung oder nach Gemeinschaft ins Vereinsbüro Hüxterdamm 2 kommen, werden sie von Anfang an auf diesen Grundsatz unseres Vereins hingewiesen und akzeptieren ihn ganz selbstverständlich.
Und so waren sie auch diesmal zur Stelle, packten mit an und halfen Guillermo Steinbrüggen bei der Säuberungsaktion des „Auseinandersetzers“.
Der Gesellschaft Lübecks etwas zurückzugeben, wenn man willkommen geheißen wurde und in der Folge in einem interkulturellen Team bei den zahleichen Vereinsaufgaben beteiligt zu sein, das ist das große Erfolgsrezept der Integrationsarbeit von SonntagsDialoge e.V.
Durch Übernahme von Verantwortung, durch respektvollen Umgang miteinander und durch die zahlreichen unbürokratischen Unterstützungsangebote von engagierten Ehrenamtler*innen begleitet der Verein seit acht Jahren die zugewanderten Menschen auf ihrem Weg in die Ausbildung, in den Beruf und in die Lübecker Gesellschaft.
Aktionen wie die Säuberung des „Auseinandersetzers“ bringen Menschen aus verschiedenen Kulturen auf gleicher Augenhöhe zusammen und erweisen sich immer wieder als nachhaltiges Zeichen gelebter Integration.