Ein langer, steiniger Weg zum Erfolg: Masood R.

Masood ist seit dem 15.02.24 nach erfolgreicher Gesellenprüfung bei der Firma Sanitär und Fliesen M. Scheuerer in Lübeck angestellt.

Und hier ist seine Erfolgsgeschichte:

Masood kam 1988 in einem afghanischen Dorf bei Herat in einer großen Familie zur Welt. Er wurde in eine Zeit kriegerischer Auseinandersetzungen geboren, zuerst in den russisch – afghanischen, dann nach dem Abzug der Russen 1989 in den innerafghanischen Bürgerkrieg. Immer wieder zwischen die Fronten geraten, entschloss sich ein Teil der Großfamilie 1995 zur Flucht in den Iran, wo sie ohne Sprachprobleme leben konnten, denn Masood spricht, wie 80% seiner Landsleute, Dari, das afghanische Persisch. Eine Schulbildung konnte der 7 Jahre alte Masood aber dennoch nicht bekommen, da es im Iran zu der Zeit keine Schulen für die vielen afghanischen Flüchtlingskinder gab. Sie lebten notgedrungen illegal, da sie keine Papiere bekamen, was ihnen den Zugang zu einem geregelten Leben unmöglich machte. Um überhaupt überleben zu können, mussten auch die Kinder arbeiten, Masood in einer Ledertaschenmanufaktur. Dort blieb er sieben Jahre lang. Von 2002 – 2015 arbeitete er auf Baustellen. Masood und 15 seiner Freunde schafften es in dieser Zeit, einen Lehrer einzustellen, den sie selbst bezahlten. Er brachte ihnen die Grundlagen des Lesens und Schreibens bei – bei zwei Stunden in der Woche ein langwieriges Projekt.  Aber Masood blieb dabei, auch als schließlich nur noch zwei Schüler übrigblieben, die die gesamte am Anfang von allen aufgebrachte Summe allein bezahlen mussten. 2012 war es ihm dann neben der Arbeit auf Baustellen möglich, die 5. Klasse einer zu der Zeit für Afghanen zugänglichen Abendschule zu besuchen, die er 2013 erfolgreich abschloss. Viel Durchhaltevermögen war dafür nötig, aber jetzt hatte er wenigstens einige Kenntnisse und ein Zertifikat vorzuweisen.

Er arbeitete noch eine Weile auf dem Bau, dann musste er den Iran verlassen und machte sich auf den langen Weg nach Europa. Nach einem 6 monatigen Aufenthalt in einem Gefängnis in der Osttürkei, das ihn und viele andere nach einem gemeinsamen friedlichen Protest schließlich frei ließ, gelangte er 2015 nach Jübek in Schleswig – Holstein. Ein Ehepaar, das sich ehrenamtlich um Flüchtlinge kümmerte und zu einer neuen Familie für Masood wurde, nahm sich seiner an und half, wo es konnte. Aber sein weiterer Lebensweg in Deutschland lag in seiner Hand: er musste, schon wegen der Gefahr der Abschiebung, so schnell wie möglich ein B1 Deutsch Zertifikat schaffen, um eine Ausbildung beginnen zu können. Trotz der Abschiebungsgefahr entschloss er sich jedoch, den längeren Weg zu gehen und zu versuchen, einen deutschen Schulabschluss zu machen. An der Eckener Schule in Flensburg gelang ihm 2017 der Hauptschul- und 2020 der Realschulabschluss. Gleich anschließend begann er seine Ausbildung bei einem Fliesenlegerbetrieb in Lübeck. Und trotz Corona hat er auch dieses Ziel erreicht: Seine Gesellenprüfung zum Fliesen-, Platten- und Mosaikleger hat er mit einem Notendurchschnitt von 2,0 in diesem Sommer 2023 bestanden. Masood möchte sich hier öffentlich ausdrücklich bei allen bedanken, die ihm auf diesem Weg geholfen geholfen haben.

Er will aber noch mehr erreichen: wenn er einen Platz bekommt, möchte er in Hamburg in Vollzeit zur Meisterschule gehen, um dort seinen Meister zu machen. Sein Traum wäre, mit diesem Meistertitel Lehrer an einer Berufsschule zu werden. Als nächstes steht jetzt die Einbürgerung an. Mit seinem Abschluss und seiner ehrenamtlichen Arbeit bei den SonntagsDialogen sollte der Einbürgerung eigentlich nichts im Wege stehen. Was er sich dringend wünscht: eine Wohnung zu finden, nach der er seit drei Jahren vergeblich sucht.

Auf die Frage, ob er sich nach dem langen, anstrengenden Weg aus einem afghanischen Dorf in die Hansestadt Lübeck, aus einer Kindheit ohne Schule zu einem Berufsabschluss in Deutschland, dann irgendwann ausruhen würde, antwortet er stolz mit einem klaren „Erst mal noch nicht“. Was er noch vor hat? Wer weiß, aber wer das alles geschafft hat, dem ist doch Einiges zuzutrauen. Die SonntagsDialoge wünschen jedenfalls alles Gute!