Der Fahrradschrauber: Jürgen K.
Jürgen K. hilft seit gut 5 Jahren bei allen Vereinsaktivitäten, die mit Fahrradfahren zu tun haben. Er leitet die im Moment wegen Corona leider geschlossene Fahrradselbsthilfewerkstatt, in der die gespendeten Fahrräder verkehrstüchtig gemacht werden. Diese Aufgabe müssen die Fahrradanwärter*innen selbst übernehmen, Jürgen hilft ihnen dabei mit Anleitung, Werkzeug und Ersatzteilen. Er übernimmt aber auch die Aufgabe, durch Theoriekurse die neu ausgerüsteten Fahrradfahrer selbst verkehrstüchtig zu machen, denn ohne Kenntnis der teils lebenswichtigen Regeln wären die Neu-Radler eine Gefahr für sich und andere.
Anders als die beiden anderen hier vorgestellten Ehrenamtler hatte Jürgen in seinem Berufsleben nichts mit dem Bereich zu tun, in dem er jetzt den Verein unterstützt. Jürgen hat (fast) sein ganzes Leben an, auf oder wenigstens ganz in der Nähe der Ostsee verbracht. Geboren und aufgewachsen in Fehmarn, wurde er nach einer Gärtnerlehre Mitglied der Bundespolizei See in Neustadt. Obwohl er sein ganzes Berufsleben über bei diesem einen Arbeitgeber angestellt war, nahm er Aufgaben in sehr unterschiedlichen Feldern wahr. Er tat Dienst bei der Landeinheit als Kraftfahrer und nach einer weiteren Ausbildung als Sanitäter. Mit einer seemännischen Schulung schließlich wurde er Teil der maritimen Kriminalitätsbekämpfung. Sehr weit weg von der Ostsee verbrachte er nur das Jahr 1994/95 bei einem (freiwilligen) Einsatz als Sicherheitsbeamter der deutschen Botschaft in Usbekistan.
2014 wurde er pensioniert und das Ehepaar K. zog nach Lübeck, den Ort, den sie schon immer gern besucht hatten, um an Kulturveranstaltungen teilzunehmen. Hier half Jürgen 2015 beim Umbau des Praktiker-Markts zur Unterbringung von Flüchtlingen und kam so mit der Flüchtlingshilfe in Kontakt. Seine Spezialisierung auf den Bereich Fahrräder für Flüchtlinge begann mit seiner Arbeit beim ADFC, schließlich kam er zu den SonntagsDialogen und unterstützte die Renovierung und Einrichtung der Fahrradselbsthilfewerkstatt am Kolberger Platz. Die Werkstatt war immer auch Treffpunkt der Migrant*innen und bald arbeitete Jürgen mit Menschen aus Eritrea, dem Iran und Syrien an der Aufrüstung der gespendeten Fahrräder. Da er über das hinaus, was alle über Fahrradreparaturen wissen, kein Fachmann war, bildete er sich selbst mit Hilfe von YouTube – Videos weiter, wie er erzählt.
Inzwischen musste die Werkstatt am Kolberger Platz leider aufgegeben werden, Jürgen und seine Helfer haben aber ein neues Quartier in der Astrid Lindgren Schule in Moisling gefunden. Wenn die Pandemie es endlich wieder zulässt, wird die Werkstatt erneut zu einem zentralen Stützpunkt der Vereinsarbeit werden. Neue Helfer wären hoch willkommen!