Ein schöner, wenn auch ein bisschen windiger Morgen im Schulgarten. Sechs Frauen sitzen zusammen um einen Tisch, trinken Kaffee und unterhalten sich. Die SonntagsDialoge haben sie zusammengeführt, seit anderthalb Jahren gibt es diesen Gesprächskreis, bei dem Frauen aus unterschiedlichen Ländern die Möglichkeit haben, sich auszutauschen – wegen der Pandemie immer noch im Freien und mit dem nötigen Abstand. Geredet wird nur auf Deutsch, die Themen gibt Uschi J. vor. Zur Einstimmung und als Motto wird das Volkslied „Die Gedanken sind frei“ gesungen, dann geht es los mit Uschis Wundertüte. Sie hat einen Korb mitgebracht, aus dem sie im Laufe des Vormittags die erstaunlichsten Dinge hervorzaubert. Noch vom letzten Treffen rührt das heutige erste Sprachpaket her, es geht um Schrauben und Bohren. Uschi hat einen Vorbohrer, Schrauben und sogar eine Akku – Bohrmaschine mitgebracht, so dass die Sprachfamilie anschaulich erläutert werden kann.
Es folgt ein Spiel: wir bekommen, ohne zu sehen, was es ist, kleine Gegenstände in die geschlossenen Hände gelegt und sollen erfühlen, was wir da in der Hand haben. Es geht um den Gegensatz von wissen und vermuten: ist man sich ganz sicher, was man in der Hand hält, oder rät man nur? Unter viel Gelächter raten oder erkennen wir den Gegenstand – es ist nicht ganz so einfach, wie es scheint, vor allem, wenn die Worte fehlen oder es einen Gegenstand in anderen Kulturen gar nicht gibt: ein Eierbecher war einigen noch nie begegnet, weil das weiche Frühstücksei nicht zu ihren Essgewohnheiten gehört. Armbanduhr, Knöpfe, Wäscheklammern und anderes wandern wieder in Uschis Korb zurück.
Dann fragt jemand nach dem Wort schnacken und wir schnacken, z.B. übers Ausgehen. Es stimmt etwas traurig, dass keine alleine oder nur mit Freundinnen unterwegs sein will, weil sie zu viel Angst davor haben – leider gerade bei Kopftuchträgerinnen wohl mit Recht. Wünschen würden sie sich z.B. einen Schwimmkurs, aber vor allem einen Raum, in dem sie sich bei schlechtem Wetter und in der kalten Jahreszeit treffen können.
Mit einem vergrößerten Wortschatz gehen dann alle ihrer Wege und freuen sich auf das nächste Treffen.